Mit Beltane, dem ersten Mai, begann bei den Kelten das Sommerhalbjahr und somit die Zeit der hellen Tage und langen Nächte. Das ist auch in der Natur deutlich zu merken: Überall grünt, blüht und sprießt es nun.

Wenn der Sommer über den Winter siegt

Der Name dieses Jahreskreisfestes stammt zum einen vom keltischen Sonnengott Bel, was strahlend, leuchtend, glänzend bedeutet, und zum anderen von „tene“, welches Feuer bedeutet. Und damit ist diese Bezeichnung für die neue Jahreszeit im Jahreskreisrad sehr gelungen! Haben doch Frühling und Sommer endgültig über den Winter gesiegt. Außerdem hat die Sonne so viel an neuer Energie hervorgebracht, dass der Erde neues Wachstum geschenkt wird. Das zeigt sich in der Pracht und Fülle, welche das ganze Land überzieht: Viele Pflanzen blühen, allen voran Gänseblümchen und Löwenzahn, Sträucher, wie der Holunder und der Weiß- und Schwarzdorn, haben sich in Schale geworfen und auch die Obstbäume erstrahlen in vielfarbiger Pracht.

Wen wundert es, dass nun auch ein stetes Summen von fleißigen Insekten zu hören ist, welche sich an diesen Nahrungsquellen laben.

Und bei den vielen kleinen Krabbeltieren, die aus ihren Winterverstecken kommen, sind natürlich auch die Tiere nicht fern, die diese als ihre Leibspeise ansehen. Kein Wunder also, dass Beltane die Zeit ist, an der die meisten Jungtiere geboren werden oder schlüpfen.

Apropos schlüpfen: An Beltane setzt auch die dritte Vogelzugwelle ein, weil die Vögel, die in der südlichen Sahara oder noch weiter von uns entfernt überwintert haben, zu uns zurückkehren. Das sind zum Beispiel der Kuckuck, den man wieder häufig hören kann, die Nachtigall und auch der Mauersegler.

Beltane: Ein Fest des Feuers und der Blumen

Zu der Zeit, als sich einzelne Familien zu Dörfern und Dorfgemeinschaften zusammenfanden, begann man damit, dieses Fest gemeinsam zu feiern. Das ist bis heute erhalten geblieben, in der Art, dass man sich einen Maibaum ins Dorf holt. In einigen Fällen ist es der sogenannte Maienbaum, eine meist noch junge Birke. Denn diese galten in früheren Zeiten als Fruchtbarkeits-, Segen- und Glücksbringer.

Sehr viel häufiger ist es jedoch kein richtiger Baum mehr, sondern eine weiß angestrichene und mit frischem Grün und bunten Blumen geschmückte Holzstange. Was auch sinnvoll ist, weil der Maienbaum, also die junge Birke, geschlagen wurde und somit der Umwelt ein wichtiges Stück Natur verlorenging.

Allerdings blieb es nicht beim bloßen Aufstellen des „Maibaums“. Bevor dieser aufgerichtet wurde, band jeder und jede aus dem Dorf ein farbiges Band weit oben an der Stange fest. Während der Feier nahmen dann die Dorfmitglieder ihr Band in die Hand und begannen mit dem Bändertanz: Dabei tanzten die einen rechts um den Baum herum und die anderen links. Am Ende des Tanzes war dann ein buntes Knäuel aus all diesen Bändern entstanden, welches abgeschnitten und mit guten Wünschen für das kommende Jahr ins Feuer geworfen wurde.

Dabei symbolisierten die Feuer, die auf der Erde entzündet wurden, die Sonne, die ihre lebensspendende Energie erneut Mensch, Tier und Pflanze zur Verfügung stellt, damit diese wachsen und gedeihen können.

Die Bedeutung der Beltane-Feuer

Doch den Feuern, die zu Beltane entzündet wurden, kamen noch weitere Bedeutungen hinzu: Beispielsweise wurde vielfach um das Feuer herumgetanzt oder auch hindurchgesprungen. Letzteres entweder alleine, um damit den „Segen“ des Feuers für den perfekten Partner zu bekommen, oder als Mann und Frau zusammen, um die Gefährtenschaft oder den Bund der Ehe zu besiegeln und unter einen guten Stern zu stellen.

Und nicht nur den Menschen sollte das Feuer Schutz und Segen geben. Auch Tiere sollten davon profitieren. So wurden beispielsweise auch Viehherden durchs Feuer getrieben. Diese sollten dadurch Schutz vor Krankheiten, vor Angriffen durch Raubtiere oder auch vor Raub erhalten. Außerdem sollte das Feuer auch die Fortpflanzung fördern (was dann dem Besitzer der Herde zugutekam).

Walpurgisnacht: Ein Fest der Hexen oder der Liebe?

Ein anderer wichtiger, ebenso heidnischer Feiertag war die Walpurgisnacht, die Nacht zum ersten Mai. Walpurga war dem Glauben nach eine heidnische, germanische Göttin und Seherin, die in einem weißen Kleid, mit feurigen Schuhen und einer goldenen Krone, welche die Sonne symbolisierte, in dieser Nacht auf der Erde wandeln und dabei sowohl das Sommerhalbjahr einläuten als auch die Tore zur Anderswelt aufstoßen sollte.

Letzteres könnte eine Erklärung dafür sein, dass es in späteren Zeiten, als die Christianisierung über die Welt gekommen war, hieß, dass in dieser Nacht die Hexen um den Brocken fliegen.

Eine andere Erklärung könnte jedoch auch in der alten heidnischen Tradition zu suchen sein, dass in dieser Nacht sich die Frauen einen Liebhaber nur für diese Nacht suchten, um dann in der Natur die freie und heilige Liebe zu leben. Das hatte jedoch nicht nur mit reiner Lust zu tun! Denn dem damaligen Glauben nach sollte mit diesem Ritual Mutter Erde wiedererweckt und damit fruchtbar gemacht werden, um eine reiche Ernte im Herbst zu versprechen.

Mit Bärlauch und Waldmeister Deinen Speise- und Getränkeplan zu Beltane bereichern

Die typischen Pflanzen zu Beltane, die man häufig in Gerichten und Getränken verarbeitete, waren Bärlauch und Waldmeister.

Vielleicht stutzt Du jetzt und denkst: „Bärlauch? Aber der blüht doch schon!“ Das ist zwar richtig, vielfach blüht Bärlauch um diese Zeit bereits, doch das ist kein Grund, die leckeren Blätter zu verschmähen.

Denn die Aussage, dass Bärlauchblätter sobald die Blüte erscheint, giftig werden, ist eine der vielen Falschaussagen, die zu unseren bekannten Heil- und Küchenpflanzen kursieren! Zwar schwächt der intensive Knoblauchgeschmack etwas ab – schließlich steckt die Pflanze jetzt ihre Energie in den Auftrieb der Blüten – nichtsdestotrotz kannst Du weiterhin die leckeren Blätter sammeln und genießen.

Das allerdings nur, wenn Du wirklich weißt, wie Du sie von ihren giftigen Doppelgängern (Maiglöckchen und Herbstzeitlose) unterscheiden kannst. Und nein: Das wesentliche Merkmal ist nicht der Knoblauchgeruch!

Außerdem kannst Du zu dieser Zeit nicht nur die Blätter des Bärlauchs sammeln, sondern auch die Blüten – denn diese sind ebenfalls essbar und haben eine ganz zarte Knoblauchnote. Auf die Bärlauchsuppe gestreut, isst dann auch das Auge mit:

Auch die Blüten des Bärlauchs sind essbar und können als Dekoration auf die Bärlauchsuppe, die es traditionell zu Beltane gibt, gegeben werden.
Auch die Blüten des Bärlauchs sind essbar und können als Dekoration auf die Bärlauchsuppe, die es traditionell zu Beltane gibt, gegeben werden.

Was ich sonst noch mit Bärlauch mache? Bärlauchbutter (eignet sich beispielsweise prima zum Einfrieren!), Pesto und Bärlauchzupfbrot. Das Rezept zu Letzterem findest Du beispielsweise auf „Essen und Trinken“: https://www.essen-und-trinken.de/rezepte/baerlauch-zupfbrot-rezept-13461478.html

Der Waldmeister ist die typische Pflanze zum ersten Mai und zu Beltane und wird meist für die Zubereitung einer Maibowle beziehungsweise Waldmeisterbowle genommen.

Für die Bowle brauchst Du

  • 1 Flasche Sekt
  • 1 Flasche Weißwein
  • 1 Bund Waldmeister
  • Saft ½ Zitrone
  • Wenn gewünscht: einige Erdbeeren zum Garnieren

Den Waldmeister kurz unter fließendem Wasser abbrausen und dann über Nacht anwelken lassen (dadurch lösen sich die ätherischen Öle anschließend besser in der Flüssigkeit, was der Bowle erst den typischen Waldmeistergeschmack verleiht).

Am nächsten Tag Sekt und Wein zusammen in ein Bowlengefäß oder ähnliches geben und den Saft der Zitrone darunter rühren. Anschließend den Waldmeister zu einem Strauß zusammenbinden und kopfüber in die Flüssigkeit hängen, jedoch so, dass die Enden der Stiele herausragen:

Die Waldmeisterbowle wird traditionell zu Beltane zubereitet. Achte dabei darauf, dass die Stängelenden nicht in der Flüssigkeit sind!
Die Waldmeisterbowle wird traditionell zu Beltane zubereitet. Achte dabei darauf, dass die Stängelenden aus der Flüssigkeit herausragen!

Den Waldmeister circa ein bis zwei Stunden in der Flüssigkeit lassen, anschließend entfernen und gegebenenfalls die Bowle mit den Erdbeeren garnieren.

Zum Wohl!

Wie Du Beltane heutzutage für Dich nutzen kannst

Auch dieses Jahreskreisfest kannst Du dazu nutzen, um Dich (noch) mehr mit der Natur zu verbinden und dadurch die Natur als Kraftquelle kennenzulernen.

Das Gute an Beltane und an der beginnenden Jahreszeit: Es ist meistens schön warm. Wenn dich also bislang Kälte, ungemütliches Wetter, Regen etc. daran gehindert haben sollten, regelmäßig raus zu gehen, ist das jetzt vorbei! Denn mit Beltane beginnt das Sommerhalbjahr, wo es meist warm ist, die Sonne öfters scheint und auch die Natur selber sehr viel einladender aussieht.

Nutze also die nun langen Tage um nach oder noch vor der Arbeit einen Spaziergang zu machen. Vielleicht bietet sich bei Dir ja auch die Mittagspause an. Die Wochenenden sind ebenfalls dafür prädestiniert – zumindest an einem Tag – zu einer Wanderung aufzubrechen. Gibt es vielleicht bei Dir in der Region einen Ort, wo Du noch nie warst? Dann nichts wie hin! Neue Entdeckungen kann man schließlich nie genug machen!

Vielleicht hast Du sogar Lust, Dir etwas Natur nach Hause zu holen? Dann bietet sich ein kleiner Altar zu Beltane an. Dieser kann so beispielsweise aussehen:

So kann ein Altar zu Beltane aussehen, mit dem Du Dir etwas Natur in die Wohnung holen kannst.
So kann ein Altar zu Beltane aussehen, mit dem Du Dir etwas Natur in die Wohnung holen kannst.

Und nun wünsche ich Dir ganz viele entspannte Natur-Momente am Jahreskreisfest Beltane,
Heidemarie