Uluru, der berühmte Inselberg im Northern Territory, ist das Wahrzeichen von Australien. Zusammen mit der Felsformation Kata Tjuta ist er der Namensgeber vom Uluru-Kata Tjuta National Park, welcher definitiv eine Reise wert ist.

Farbspektakel im Down Under

Besonders legendär sind die Sonnenuntergänge als auch die Sonnenaufgänge, die an diesen beiden Felsen zu bewundern sind: Angefangen bei einem leuchtenden Rot, wenn sich die Sonne langsam dem Horizont nähert, über verschiedenste Braun- bis hin zu unterschiedlichsten Violett-Tönen, je tiefer sie sinkt. Beim Sonnenaufgang dasselbe Schauspiel nur in anderer Reihenfolge. Und auch tagsüber können – je nach Sonnenstand, Bewölkungsgrad, Lichteinfallswinkel und Beleuchtungsintensität – beide Berge in den atemberaubendsten Farben erstrahlen.

Daher ist es nur zu verständlich, dass viele Menschen hierherkommen, um sich diese spektakulären Sonnenunter- und -aufgänge und das damit verbundene Farbenspiel anzusehen. Dennoch gibt es einiges mehr, was eine Reise nach Down Under und in den Northern Territory lohnt: Felsmalereien, eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt, eine faszinierende alte Kultur mit auch heute noch gelebter Naturspiritualität und zudem viele Möglichkeiten zum Wandern, um auch in einem von unserem beschaulichen Deutschland weit entfernten Land die Natur als Kraftquelle kennenzulernen!

Am Uluru gibt es viel zu entdecken: Felsmalereien, eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt, eine faszinierende alte Kultur mit auch heute noch gelebter Naturspiritualität und zudem viele Möglichkeiten zum Wandern.
... genauso beim Kata Tjuta.
Am Uluru gibt es viel zu sehen: Felsmalereien, eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt, eine faszinierende alte Kultur mit auch heute noch gelebter Naturspiritualität und zudem viele Möglichkeiten zum Wandern…
… genauso wie am Kata Tjuta.

Beim Wandern am Uluru in die Geschichte Australiens eintauchen

Es gibt mehrere Wanderwege entlang des Uluru. Der bekannteste ist der ungefähr zehn Kilometer lange Uluru Base Walk, der um den gesamten Berg herumführt und auf dem Du verschiedene Höhlen und darin fantastische Felsmalereien bewundern kannst. Diese erzählen unter anderem die Entstehungsgeschichte (Tjukurpa) der Welt, an die die hiesigen Aborigines, die Anangu, glauben. Deswegen sind auf diesen Malereien auch häufig zwei Schlangen dargestellt. Bei diesen handelt es sich um Kuniya (eine ungiftige Python) und Liru (eine giftige Schlange). Durch deren Kampf wurde die äußere Gestalt Ulurus geformt wie auch einige der Höhlen und anderer markanter Besonderheiten im Gestein. Diese Besonderheiten werden Tjukuritja genannt; es sind die objektiven Beweise der Entstehungsgeschichte, wie sie seit Generationen innerhalb der Anangu weitergegeben werden.

Eine weitere, sehr schöne und besondere Wanderung ist der Kuniya Walk. Auch wenn diese nur einen Kilometer lang ist und passionierten Wanderern somit ein gutmütiges Schmunzeln entlockt, lohnt es sich doch – auch wenn man längere und schwierigere Strecken gewohnt ist – diesen Weg zu gehen. Denn er führt sowohl an einigen Höhlen mit zauberhafter Felsmalerei vorbei – wovon übrigens einige auch heute noch von den Anangu benutzt werden –, als auch, dass er Dich zu einer der seltenen Wasserstellen in diesem Gebiet bringt: Zum Mutitjulu Wasserloch. Wenn Du das seltene Glück hast, alleine (also ohne weitere Menschen) dort zu sein, nimm Dir einen Moment Zeit, setze Dich hin, schließe die Augen und lausche. Das Geräusch tröpfelnden Wassers in Verbindung mit dem Gesang der hier lebenden Vögel ist einmalig. Fast kommst Du Dir vor, wie am Anbeginn der Zeit.

Auf den Wanderwegen beim Kata Tjuta...
... kommt man an den verschiedensten Beweisen zur Entstehungsgeschichte der Welt vorbei.
Auch am Uluru kannst Du verschiedene Tjukuritja bestaunen.
Beim Wandern am Kata Tjuta…
…kommst Du an den verschiedensten Beweisen zur Entstehungsgeschichte der Welt vorbei.
Auch am Uluru kannst Du verschiedene Tjukuritja bestaunen.
In dieser Höhle am Fuße des Uluru…
…gibt es viele Felsmalereien zu bestaunen.
In dieser Höhle am Fuße des Uluru…
…gibt es viele Felsmalereien zu bestaunen.

Uluru und seine Tier- und Pflanzenwelt

Und obwohl der Ururu-Kata Tjuta National Park in der Great Victoria Dessert, also in einer der australischen Wüsten, liegt, gibt es am Mutitjulu Wasserloch ein reichhaltiges Pflanzen- und Tierleben. Beispielsweise kannst Du mit ein wenig Glück Wallabys, eine Gattung der Kängurus, sehen, die an diese Wasserstelle kommen um zu trinken.

Nicht so viel Glück brauchst Du dagegen für die reichhaltige Fauna, die sich hier findet – allen voran der Rote Eukalyptus. Außerdem gibt es hier etwas, was für die Vorfahren der Anangu sehr wichtig gewesen ist: das sogenannte Bush food, was auch als Bush tucker bezeichnet wird. Das sind einheimische Pflanzen und Tiere, die für die traditionelle Ernährung der Aborigines typisch sind, sich mittlerweile aber auch in der modernen australischen Küche wiederfinden.

Frösche, Ameisen und Maden als Delikatesse

Auch wenn es sich für uns vielleicht befremdlich anmutet, wurden in früheren Zeiten sämtliche Tiere der Nahrung wegen gejagt. Beispielsweise die goldigen Wallabys und die wehrhaft aussehenden Ameisenigel. Insgesamt beherbergt der Ururu–Kata Tjuta National Park 21 Säugetierarten (wozu unter anderem Kängurus, Wallabys und Wombats gehören), 73 Reptilienarten (beispielsweise Warane und die Nachfahren von Kuniya und Liru), 178 Vogelarten (wie zum Beispiel Papageien, Kakadus und Türkisstaffelschwänze) and vier Wüstenfroscharten. Zu letzteren gehört beispielsweise der Wasserreservoir-Frosch, der sich auf eine Lebensweise in der Wüste spezialisiert hat. Dabei ist diese Froschart ausschließlich während der Regenzeit aktiv. Sobald diese Periode wieder vorbei ist – allerdings bevor die Gewässer endgültig austrocknen –, zieht sich das Tier in eine gegrabene Kammer im Uferschlamm zurück. In Hohlräumen in seinem Unterhautfettgewebe sowie in der Harnblase hat die Amphibie dabei große Mengen Wasser angesammelt (daher auch der Name!) und kann deswegen die lange Trockenphase bis zur nächsten Regenzeit unbeschadet überstehen. Sofern sie nicht vorher in einem Kochtopf landet.

Zwei weitere, besondere Delikatessen auf dem Speisenplan der Aborigines, welche zudem wichtige Proteinquellen waren, sind Honigameisen und Witchetty-Maden.

Honigameisen, wie der Name bereits andeutet, ernähren sich vom Honigtau – entweder dem von bestimmten Pflanzen oder den von Blattläusen. Ist das Nahrungsangebot sehr hoch, wird es mittels einer bestimmten Methode eingelagert: Dazu werden Arbeiterinnen abgestellt, die dieses Futter aufnehmen, wobei ihr Hinterleib tonnenförmig anschwillt. Dadurch sehen sie wie Honigtöpfe aus, was der Tierart diesen Namen eingebracht hat. Und bestimmt schmecken sie auch so.

Als Witchetty-Maden werden die bis zu sieben Zentimeter großen Larven des Holzbohrers (eines nachtaktiven Schmetterlings) bezeichnet, welche sich speziell vom Holz der in Australien endemischen Akazienart Acacia kempeana ernähren, die umgangssprachlich auch als witchetty bush bezeichnet wird. Diese Maden haben, weil sie eine wunderbare Proteinquelle darstellen, heutzutage auch ihren Weg in australische Supermärkten gefunden – im abgepackten Zustand natürlich.

Eine Zucchini in Bananenform

Man kann es sich zwar kaum vorstellen, aber in Australien wachsen an vielen Bäumen und Büschen und sogar an einigen Kletterpflanzen essbare Früchte – sogar in der Wüste! Und auch wenn sie in Form oder Farbe vielleicht einigen uns bekannten Früchten ähneln (was ihnen beispielsweise Namen wie Buschtomate, Buschpflaume und Wüstenbanane eingebracht hat) haben sie doch geschmacklich nichts mit süßen Früchten gemein. Eher sind sie bitter und herb und haben zudem einen hohen Säureanteil. Zwar kann man sie auch roh essen, meistens werden sie aber gekocht oder gebraten.

Die Wüstenbanane erinnert beispielsweise vom Geschmack her an eine Zucchini mit einem leichten Beigeschmack von Kürbis und Bohnen. Buschtomaten sind im reifen Zustand nicht rot, sondern grün und werden zum Verzehr getrocknet und zusammen mit Wasser zerrieben, wodurch sich eine braune Masse ergibt. Diese wird anschließend zu kleinen Kugeln geformt, getrocknet und dann gegessen.

Im Kulturzentrum des Uluru–Kata Tjuta National Parks gibt es regelmäßig Vorträge über diese Bush Foods. Und bei den Führungen mit den diversen Rangern, werden verschiedene dieser Bush Tucker vorgestellt und gezeigt. Wer Lust und gerade Hunger hat, darf dann auch gerne probieren 😉.

Aufgaben von Frauen und Männer in der Anangu-Gemeinschaft

Die Geschichte von der Entstehung der Welt, die auch heutzutage noch innerhalb der Anangu-Gemeinschaft weitergegeben wird, enthält nicht nur die Entstehungsgeschichte vom Anbeginn der Zeit, sondern auch die geschlechterspezifischen Aufgaben, die sowohl Männer als auch Frauen zu erfüllen haben. Allerdings hat das nichts mit einer Unterdrückung der Frauen zu tun oder dass Männer eine Vormachtstellung innehaben – ganz im Gegenteil. Die Verteilung der Aufgaben sorgt dafür, dass beiden Geschlechtern verschiedene aber dennoch gleich wichtige Funktionen für die Gemeinschaft zukommen.

Frauen waren beispielsweise dafür verantwortlich, Trinkwasser ausfindig zu machen, Früchte, Samen, Gemüse, essbare Schnecken und Honigameisen zu sammeln und auch kleinere Tiere zu jagen, wie Hasen und ungiftige Schlangen. Außerdem stellten sie auch die von ihnen zu benutzenden Werkzeuge, wie Grabstöcke, Schüsseln und Kopfringe (auf denen die Schüsseln getragen wurden), her. Des Weiteren wissen sie um die Lebenszyklen und die Lebensräume von Tiere und Pflanzen und aus welchen Pflanzen Medizin zur Behandlung von Krankheiten hergestellt werden kann. Männer waren dagegen dafür zuständig, größere Tiere, wie Kängurus und Emus zu jagen und die dafür zu benutzenden Werkzeuge herzustellen, wie beispielsweise Speere, Kampfstöcke und Bumerangs. Außerdem waren Sie für das Feuer zuständig.

Zwei kurze Wanderwege innerhalb der Talinguru Nyakunytjaku, einem bestimmten Gebiet am Fuße des Uluru, geben über die speziellen Rollen, die Frauen und Männer in der Gemeinschaft ausfüllen, Auskunft.

Auf dem Boden (der Tatsachen) bleiben

Die Verehrung der Ahnen macht einen großen Teil der Kultur der Aborigines aus. Deswegen sind sowohl Uluru als auch Kata Tjuta weiterhin mit die wichtigsten Orte für die zeremoniellen Zusammenkünfte der Australischen Ureinwohner, die auch heutzutage noch stattfinden. Diese haben ihren Ursprung wiederum in der Entstehungsgeschichte. Denn diese besagt, dass bereits seit ungefähr 30.000 Jahren – so lange wird dieses Gebiet bereits von den Vorfahren der heutigen Anangu besiedelt – beide Felsformationen Treffpunkte verschiedener Aborigines-Stämme waren, wo mit den Vorfahren gesprochen, Beschlüsse gefasst und Gericht gehalten wurde.

Das ist auch mit ein Grund, warum es sowohl beim Uluru als auch beim Kata Tjuta gesperrte Bereiche gibt, die kein Tourist betreten darf. Daneben gibt es ebenfalls Bereiche, die ausschließlich den Frauen vorbehalten sind und Bereiche, in die nur Männer Zutritt haben – ganz gemäß den geschlechterspezifischen Aufgaben.

Apropos: Seit dem 26.10.2019 ist es mittlerweile ebenfalls verboten, den Uluru zu besteigen. Davor war es – auch wenn der Park im Oktober 1985 von der australischen Regierung seinen ursprünglichen Besitzern, also den Anangu, zurückgegeben wurde – mittels einer Kette möglich, sich die 348 Meter zur Spitze hoch zu hangeln. Zwar gab es genug Hinweise, dass die Besteigung gefährlich war und es mehrfach tödliche Unglücke gegeben hatte, dennoch versuchten viele Adrenalinjunkies ihr Glück. Auch die Bitten der Anangu, doch Mutter Natur, ihre Kultur und ihre Vorfahren zu respektieren, von denen einige zu rituellen Zwecken ebenfalls den Uluru bestiegen haben, wurden nicht erhört. Daher ist es nur zu verständlich, dass das Besteigungsverbot mit Freude und einer kleinen Feier aufgenommen wurde. Dieses Video von ntv gibt darüber Auskunft: https://www.n-tv.de/panorama/Nationalpark-verbietet-Besteigung-des-Uluru-article21352334.html.

Außerdem gibt es auch ganz viel am Boden, was man als weitgereister Naturbegeisteter beim Uluru beziehungsweise generell im Uluru–Kata Tjuta National Parks sehen und tun kann.

Apropos: Ich war 2015 dort und bin ebenfalls auf dem Boden geblieben. Denn ich finde, auch wenn es damals noch kein Verbot zur Besteigung gab, dass wir die Kultur und den Glauben anderer Völker und Menschen akzeptieren und respektieren sollten. Und das bedeutet, nicht komplett hirnlos (bloß, weil man vielleicht was zu erzählen haben oder einen Nervenkitzel erleben möchte) die Gefühle anderer Kulturen und Völker mit Füßen zu treten.

Für die Ureinwohner Australiens, genauso wie für viele Ureinwohner anderer Länder, ist es selbstverständlich, andere Denkweisen, Kulturen und Traditionen sowohl zu akzeptieren als auch zu respektieren. Daher sollten wir – angeblich so moderne Menschen der ebenfalls angeblich fortgeschrittenen Industrienationen – uns eine (oder vielleicht sogar gleich mehrere) Scheiben von diesen Völkern abschneiden.

Deine Heidemarie