Samhain war eines der wichtigsten Jahreskreisfeste bei den Kelten, wenn nicht gar das Wichtigste. Denn zu dieser Zeit findet das Jahr seinen Abschluss und beginnt gleichzeitig auch wieder von vorne. Denn wie bereits im Blogbeitrag über die Jahreskreisfeste geschrieben, hatten die Kelten eine zirkulare Zeitvorstellung. Das bedeutet, sie betrachteten das Jahr als einen immerwährenden Kreis(lauf).

Samhain war also quasi das keltische Neujahr. Das alte Jahr ging zu Ende, starb gewissermaßen und wurde durch ein neues, noch jungfräuliches ersetzt. Das mag zuerst etwas befremdlich klingen – das Jahr mit einem Ende zu beginnen. Jedoch kommt das in der Natur häufig vor: Bevor etwas Neues entstehen kann, muss erst etwas Altes sterben. So ist es auch mit dem Jahr bei den Kelten.

Das Jahresende in der Natur

Und dieses Ende sieht man in der Natur ganz deutlich: Die Ernte ist komplett eingefahren, die Äcker sind leer. Die meisten Pflanzen haben ihre Kräfte in die Wurzeln, ihre unterirdischen Speicherorgane, zurückgezogen und harren jetzt mit ihrer Lebensenergie unter der Erde aus, um im nächsten Frühjahr wieder von neuem zu wachsen und zu gedeihen. Daher sieht es in den Beeten trist, verwelkt und braun und grau aus. Auch unsere Laubbäume haben bereits ihr Laub verloren – zumindest sollte es naturgemäß so sein. Denn mittlerweile – im Zuge des Klimawandels – ist es meist im Oktober noch warm, weswegen die Bäume ihr Laub länger an den Zweigen behalten, weil ihnen der entsprechende Kälteimpuls zum Abwerfen des Laubs fehlt.

Doch was uns Menschen erfreut – können wir uns doch länger an den lustig bunten Farben satt sehen – bekommt den Bäumen gar nicht. Denn um Samhain herum beginnt auch die Zeit der Herbststürme. Wenn ein Baum Glück hat, pustet der Wind das noch auf ihm befindliche Laub einfach nur fort. Doch wenn er Pech hat, bieten die Blätter eine zu große Angriffsfläche für den Wind, mit dem Effekt, dass ganze Äste abbrechen. Durch diese Bruchstellen können dann Schädlingen in das Innere des Baumes eindringen, was unter Umständen dazu führt, dass der Baum, geschwächt vom Verlust des oder der Äste und dem Schädlingsbefall, abstirbt.

Auch für unsere heimischen Tierarten endet mit Samhain das Jahr

Die Schädlingen, die in den Baum eindringen, tun damit nichts anderes, als was andere Tiere zu dieser Zeit ebenfalls machen: Sie suchen sich ein geschütztes Versteck, in dem sie überwintern können. Nur dass sie unter Umständen für den Baum das Todesurteil bedeuten können.

Anders sieht die Sache dagegen zum Beispiel bei Eichhörnchen aus. Diese hat man in den Wochen vor Samhain fleißig hierhin und dorthin huschen gesehen. Die Tierchen haben nämlich fleißig Nüsse und Samen gesammelt und diese in der Erde versteckt – um während des Winters einen Nahrungsvorrat zu haben. Denn anders als zum Beispiel Igel oder Fledermäuse, die Winterschlaf halten und somit tatsächlich – wie der Name bereits andeutet – den ganzen Winter verschlafen, begibt sich das Eichhörnchen nur in Winterruhe.

Der Unterschied zwischen Winterruhe und Winterschlaf besteht darin, dass bei Tieren, die Winterschlaf halten, der Stoffwechsel herabgesetzt, die Körpertemperatur auf knapp über den Nullpunkt gesenkt und die Häufigkeit der Herzschläge und Atemzüge verringert wird. Dadurch verbrauchen sie weniger Energie und können so die Wintermonate – schlafend – überleben. Durch die zuvor angefressene Fettschicht werden die restlichen Körperfunktionen soweit aufrechterhalten, dass das Tier unbeschadet durch den Winter kommt.

Das Eichhörnchen dagegen – wie alle Tiere, die nur Winterruhe halten – wacht im Winter mehrmals auf, um Nahrung zu sich zu nehmen.

Um Samhain herum nehmen auch Zugvögel Abschied – und fliegen gen Süden

Es gibt jedoch auch Tiere, die – ähnlich wie einige Menschen – sich zum Beginn der kalten Zeit in den warmen Süden aufmachen. Unsere Zugvögel, wie Gänse und Kraniche, gehören beispielsweise dazu. Deswegen gibt es um Samhaim herum ein phantastisches Schauspiel am Himmel zu entdecken: Der Zug der Zugvögel. Da sich diese während ihrer Reise an verschiedenen Stellen zur Rast niederlassen, besteht auch die Möglichkeit, sich die reiselustigen Vögel – selbstverständlich in gebührenden Abstand, um sie nicht zu erschrecken und zu verscheuchen – anzusehen; am besten mit einem Fernglas. Das Wattenmeer an der Nordseeküste ist beispielsweise einer der Orte, an dem ganz viele Zugvögel zusammenkommen, um sich vor ihrem Weiterflug in die wärmeren Gefilde zu stärken.

Und auch hier verändert der Klimawandel einige Verhaltensweisen: Dadurch, dass auch bei uns die Winter immer milder und kürzer werden, richten sich einige Zugvogelarten, die in früheren Zeiten durchaus bis nach Südeuropa oder gar bis Afrika gezogen sind, bei uns häuslich ein und verbringen den Winter hier. Viele Gänsearten gehören beispielsweise dazu.

Die Ehrung der Ahnen ist eines der zentralen Themen von Samhain

Dadurch das Samhain das Ende eines Jahres bedeutet, ist der Tod das zentrale Thema dieses Jahreskreisfestes. Doch war bei den Kelten der Tod beziehungsweise die Toten, anders als bei uns heute, nicht abgetrennt von den Lebenden. Im Gegenteil verspürten sehr viele frühere Völker weiterhin eine große Verbindung zu ihren Ahnen, weswegen auch der Ahnenkult eine wichtige Stellung im Leben der damaligen Menschen einnahm.

Deswegen war und ist Samhain das richtige Fest, um die Toten und Verstorbenen generell und ganz besonders die eigenen Vorfahren zu ehren und zu feiern. Dadurch, dass Samhain außerdem den Übergang von einem Jahr zu einem anderen kennzeichnete, lag es also quasi in einer Zwischenzeit. Und in solchen Zwischenzeiten war die Grenze zwischen der jenseitigen und der diesseitigen Welt zwar nicht aufgehoben, aber nur noch sehr dünn. Deswegen konnte man auch sehr leicht mit seinen Vorfahren Kontakt aufnehmen und sie um Rat fragen. Als Gegenleistung wurde eine Mahlzeit für sie draußen in der Natur bereitgestellt.

Dadurch, dass Samhain das wichtigste Fest der Kelten war, waren natürlich auch die Feierlichkeiten enorm. Meist dauerten sie mehrere Tage, an denen zusammen gefeiert, gegessen, getrunken, getanzt und den Toten gedacht wurde. Und natürlich mit ihnen Kontakt aufgenommen wurde, wobei es vorkam, dass gewisse Hilfsmittel, wie trancefördernde Pilze oder Pflanzen, Verwendung fanden.

Wie Du heutzutage Samhain nutzen kannst

Letzteres würde ich zwar nicht unbedingt empfehlen, doch kannst Du diese Zeit durchaus dazu nutzen, Deiner Ahnen zu gedenken. Beispielsweise kannst Du Dir überlegen für was Du ihnen dankbar bist, was sie Dich alles gelehrt haben und was Du mit ihnen erleben durftest. Und natürlich kannst Du ihnen auch eine Mahlzeit hinterlassen. Knackige Äpfel und Birnen, selbstgebackenes Brot, Holunderbeersaft oder -likör und andere natürliche Köstlichkeiten bieten sich hier besonders an.

Außerdem hast Du mit Samhain als erstes Jahreskreisfest die Möglichkeit, Dich wieder mehr mit der Natur zu verbinden und die Natur als Kraftquelle kennenzulernen oder wiederzuentdecken. Gehe dazu um Samhain herum öfters raus und unternimm einen Spaziergang oder auch gerne eine Wanderung. Beobachte dabei die Vorgänge in der Natur: Kannst Du beispielsweise bemerken, wie es jeden Tag kahler auf den Äckern, den Wiesen und den Wäldern wird? Hörst Du die Zugvögel lustig schnattern, während sie am Himmel an Dir vorüberziehen? Siehst Du die Eichhörnchen geschäftig hin und her huschen? Was fällt Dir noch alles auf?

Neben dem Tod und den Ahnen ist auch das Loslassen ein weiteres wichtiges Thema dieses Jahreskreisfestes. Die Natur macht es Dir dabei vor: Die Bäume verlieren ihre Blätter, die Pflanzen verabschieden sich vom oberirdischen Leben und ziehen all ihre Energie in ihre unterirdischen Speicherorgane zurück, die Zugvögel verlassen ihre Sommergefilde und machen sich gen Süden auf und einige Tiere ziehen sich ebenfalls zurück und begeben sich in den Winterschlaf, die Winterruhe oder die Winterstarre.

Gibt es vielleicht auch etwas, was Du loslassen möchtest? Woran hältst Du beispielsweise schon viel zu lange fest, was einfach nicht mehr gut für Dich ist? Überlege bei einem Deiner Spaziergänge oder Wanderungen, was es in Deinem Leben gibt, was losgelassen werden möchte. Wenn Du etwas gefunden hast, kannst Du ein Loslass-Ritual vollziehen und beispielsweise diese Dinge auf einen Zettel schreiben, den Du anschließend verbrennst. Die Asche kannst Du dann bei Deinem nächsten Spaziergang oder Deiner nächsten Wanderung bei einer Baumwurzel abgeben. Oder Du „legst“ diese Dinge energetisch in einen Stein, den Du bei einer früheren Wanderung gefunden hast. Anschließend legst Du den Stein an einer Stelle in der Natur ab und mit ihm die vorher in ihn abgegebenen unguten Dinge.

Natürlich kannst Du Dich auch „in echt“ von Sachen oder Personen trennen. Beispielsweise indem Du Deine Wohnung ausmistest und alles, was Du nicht mehr brauchst, entsorgst. Damit meine ich nicht unbedingt wegwerfen, sondern diesen Gegenständen ein zweites Leben schenken. Vielleicht kannst Du einige Dinge upcyceln, also aus diesen etwas neues machen. Oder Du bringst die Sachen zu Sozialkaufhäusern, die immer dankbar für Spenden sind. Kleidung und Bücher kannst Du sogar noch verkaufen und Dir dadurch eine kleine Finanzspritze gönnen.

Und auch von Menschen kann man sich trennen, wenn sie einem nicht mehr guttun. Das fällt zwar meist am schwersten, doch frage Dich – gerade wenn Du jemanden in Deinem Freundes- oder Bekanntenkreis hast, bei dem Du nach jeder Begegnung das Gefühl hast, dass es Dir danach schlecht geht – inwieweit sich die Aufrechterhaltung dieses Kontaktes noch lohnt. Gerade wenn Du das Gefühl hast, dass Dir durch diese Person ziemlich viel an Lebensenergie verlorengeht, ist es vielleicht an der Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen. Und dazu eignet sich Samhain als Jahresabschluss perfekt.

Nutze also die vor Dir liegende Zeit und vor allem die Tage um Samhain herum und verbinde Dich wieder (mehr) mit der Natur. Wenn Du dabei außerdem eines der zentralen Themen dieses Festes bearbeiten möchte, freue ich mich, wenn Du einige Impulse aus diesem Blogartikel aufgreifst.

Vielleicht möchtest Du auch in Deiner Wohnung einen Platz herrichten, an dem Du alles für Samhain festlich schmückst. Das kann beispielsweise so aussehen:

So kann beispielsweise ein "Altar" für das Jahreskreisfest Samhain aussehen, welches Du in Deiner Wohnung gestalten kannst.

Nun wünsche ich Dir ganz viele entspannte Natur-Momente am Jahreskreisfest Samhain,
Heidemarie