Im August wird die Lüneburger Heide zum Lila-Laune-Land, da dann die Heideblüte im vollen Gange ist. Der perfekte Zeitpunkt also, um eines der ältesten und größten Naturschutzgebiete Deutschlands zu besuchen.

Augen auf in der Lüneburger Heide

„Auf der Lüneburger Heide in dem wunderschönen Land, ging ich auf und ging ich nieder, allerlei am Weg ich fand“, schrieb der bekannte Heidedichter Hermann Löns.

Und tatsächlich kann man – wenn man die Augen offenhält – ganz viel am Wegesrand finden. Und damit meine ich jetzt nicht nur Heide, Wacholder und Heidschnucken 😉.

Tatsächlich gleicht der Wegesrand der vielen Wanderwege, die durch die Lüneburger Heide verlaufen, einem wahren Biodiversitätswunder: Vielfach leuchtet einem das sonnige Johanniskraut schon von weitem entgegen. Auch die Königskerze hat sich einen Platz an der Sonne gesichert und streckt sich dort majestätisch zum Himmel. An schattigeren Standorten entdeckt man dagegen den geheimnisvollen Fingerhut. Und auch Pilze – essbare und nicht essbare – kann man in allen Formen, Farben und Größen finden. Dazwischen flattern diverse Schmetterlinge und Bienen, hüpfen Heuschrecken, huschen Eidechsen und, wenn man ganz viel Glück hat, kann man auch mal eine Kreuzotter am Wegesrand in der Sonne liegen sehen.

In der Lüneburger Heide gibt es also ganz viele Gelegenheiten, die Natur als Kraftquelle kennenzulernen.

Steine aus der Eiszeit

Außerdem – und das nicht nur am Wegesrand – finden sich in der ganzen Lüneburger Heide verstreut diverse Findlinge. So nennt man Steine, die während der Eiszeiten durch Gletscher transportiert und nach der Eisschmelze an ihrem heutigen Standort zurückgeblieben sind. Diesen kommen mittlerweile ganz bestimmte Aufgaben zu: Zum einen dienen sie als Hinweisschilder, wohin sich des Wanderers Schritte lenken sollen. Zum anderen machen sie auf bekannte Persönlichkeiten Aufmerksam, die mit der Heide zu tun hatten. So findet sich beispielsweise ein massiger Findling auf dem Wietzer Berg, welcher das Tor zur Südheide darstellt, der an den Heidedichter Herman Löns erinnert.

Die Lüneburger Heide erhielt ihr heutiges Aussehen übrigens tatsächlich durch die Eiszeiten. Genauer, durch die Saale- und die Weichsel-Kaltzeit: Durch die bis in unsere heutige Region vordringenden Gletscher wurden Sand und Geröll abgeladen und zum Teil zu kleinen Hügeln zusammengeschoben. Auf diese Weise entstanden auch die beiden höchsten Erhebungen: Der 169 Meter hohe Wilseder Berg und sein nur etwas kleinerer Bruder (mit 129 Metern), der Brunsberg.

Die Pflege der Lüneburger Heide

Allerdings erhielt die Lüneburger Heide ihr jetziges Aussehen nicht durch die Eiszeiten beziehungsweise durch die Natur. Ganz im Gegenteil hatte der Mensch bei der Gestaltung dieses Landstrichs einen entscheidenden Anteil: Einst war das Gebiet von einem riesigen Mischwald bedeckt, der jedoch ab der Jungsteinzeit zum Zwecke des Ackerbaus nach und nach gerodet wurde. Waren Ackerflächen irgendwann nicht mehr ertragreich genug, überließen unsere Vorfahren diese wieder der Natur – wodurch das genügsame Heidekraut die Möglichkeit erhielt, sich einzusamen und zu verbreiten.

Doch trotzdem die Heide ein genügsames Kraut ist, braucht sie dennoch viel Pflege. Ansonsten würden die Flächen vergrasen und verbuschen und neu entstehende Wälder die Heide verdrängen. Deswegen werden aufkommende Pionierbaumarten, wie Birken und Kiefern, mehrmals im Jahr „entkusselt“. Das heißt, sie werden entfernt. Auch einige Süßgräser, wie die Drahtschmiele und das Pfeifengras, müssen regelmäßig beseitigt werden, damit sie die Besen- und Glockenheide nicht verdrängen. Außerdem wird die Heide durch ein gezieltes und kontrolliertes Abbrennen verjüngt und revitalisiert. Und natürlich dürfen auch die tierischen Helfer nicht vergessen werden, die die Menschen bei diesen Pflegemaßnahmen unterstützen: Die Heidschnucken. Diese gaben übrigens dem 223 km langen und in dreizehn Etappen unterteilten Wanderweg von Hamburg Fischbek bis Celle seinen Namen: Der Heidschnuckenweg.

Tierische Helfer und ihre Aufgaben

Insgesamt besitzt der Naturpark Lüneburger Heide sechs Schnuckenherden, die man auch mit etwas Glück – zusammen mit ihrem Schäfer und den Hütehunden – während einer Wanderung bei der Arbeit beobachten kann. Und wenn sie nicht zu sehen sind, dann zumindest zu hören. Denn nicht immer grasen die Heidschnucken direkt am Wegesrand. Wegen ihrer landschaftspflegerischen Aufgabe ziehen sie auch weit entfernt von den Wanderwegen – und somit völlig unbeobachtet von suchenden Wanderern – durch die Heide.

Heidschnuckenherde in der Lüneburger Heide
Der Hütehund treibt die heidschnucken der Lüneburger Heide zurück auf die richtige Seite
… und dann vom pflichtbewussten Hütehund zurückgetrieben werden. (Bild oben)
(Bild links) Ab und zu hat man bei Wanderungen das Glück eine Heidschuckenherde direkt am Weg bei Ihrer Arbeit zu beobachten – und natürlich auch, wie die Schnucken versuchen, an das beste Futter, das natürlich auf der anderen Wegesseite liegt, zu gelangen…

Da die Heidschnucken sehr anspruchslose Tiere sind, kommen sie auch mit dem Heidekraut, welches als eher geringwertiges Futter gilt, zurecht. Neben den Schucken gehören zu jeder guten Herde auch mehrere Ziegen, die die Schafe bei ihrer Arbeit unterstützen: Einfach dadurch, dass Pioniergehölze, wie Birken und Kiefern, von den Ziegen stärker verbissen werden, weswegen das aufwändige Entkusseln zwar nicht komplett entfällt, aber doch um einiges erleichtert wird.

Aufgrund dieser Beweidung durch Schnucken und Ziegen wird in der Lüneburger Heide eine savannenähnliche Landschaftsstruktur bewahrt. Dadurch erhalten viele Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum, die ansonsten vor dem Aussterben bedroht wären. Heidelerchen, Raubwürger, Ziegenmelker, Schwarz- und Braunkehlchen, Moorlilien, Lungenenzian und Heidenelken gehören beispielsweise dazu.

Last but not least zerstören die Schnucken durch das Grasen auch Spinnenweben an den Heidekräutern. Dadurch verhindern sie, dass sich Bienen – Wild- als auch Honigbienen – darin verfangen. Zur weiteren Freude des Menschen, der dann nicht auf den leckeren Heidehonig verzichten muss.

Die Lüneburger Heide ist zu allen Jahreszeiten ein Genuss

Die typischen Monate, an denen die Lüneburger Heide die meisten Besucher in ihren Bann zieht, sind August und September. Zu dieser Zeit zeigen sich die verschiedenen Heideflächen in ihrer ganzen Pracht – angefangen bei einem hellen Rosa bis hin zu einem tiefen, kräftigen Lila. Das kontrastiert sehr harmonisch mit dem satten, dunklen Grün der Wacholder und Kiefern und dem helleren Grün der Birken.

Doch sind auch die anderen Jahreszeiten sehr empfehlenswert: Im Frühling kann beispielsweise an den verschiedenen Seen der Vogelzug beobachtet werden. Außerdem verwandeln sich die Moore, wie beispielsweise das Pietsmoor in Schneverdingen, in ein Meer aus weißen Wattewölkchen: Das Wollgras steht dann nämlich im Fruchtstand.

Wer im Herbst relativ früh am Tag loswandert, kann vom Frühnebel noch wie verwunschen wirkenden Landstriche erblicken. Freunde der Fotografie machen zu dieser Tages- und Jahreszeit die besten und wundervollsten Naturaufnahmen. Außerdem sind die Sonnenuntergänge zu dieser Jahreszeit am schönsten, vor allem auf dem Wilseder Berg. Anschließend geht es dann zurück in die wärmende Gaststube, zum Beispiel zu einem Kartoffelgericht. Denn die Heidekartoffel wird in dieser Zeit geerntet und wartet in vielen Gasthäusern der Lüneburger Heide darauf, gegessen zu werden.

Und wer die Stille der Natur ganz besonders schätzt, der macht sich in den Wintermonaten in die Heide auf. Zwar entdeckt man in dieser Zeit keine Heidschnuckenherde und erst recht keine blühende Heide, doch allein der Anblick der mit Schnee überzogenen Landschaft reicht aus, dass so mancher Wanderer verzaubert wird. Und gerne immer wieder kommt.

Und wann machst Du Dich auf den Weg in die Lüneburger Heide?