Die Jahreskreisfeste wurden von unseren Vorfahren an acht speziellen Tagen zur Ehrung der Natur und des immerwährenden Wandels gefeiert. Lange in Vergessenheit geraten werden diese Feste wieder populärer. Und das ist auch gut so! Kommt man doch durch sie der Natur mit ihren natürlichen Rhythmen wieder näher.
Jahreszeiten früher und heute
Die meisten Menschen haben sich heutzutage sehr weit von der Natur und damit auch den in ihr vorherrschenden natürlichen Rhythmen entfernt. Kaum fällt uns mehr auf, wie sich draußen beim Übergang von einer Jahreszeit in eine andere die Umgebung entsprechend verändert. Nur noch beiläufig bekommen wir mit, wie auf den Winter der Frühling folgt, dann der Sommer, anschließend der Herbst und schließlich wieder der Winter. Meist realisieren wir erst, wenn der Wechsel von einer Jahreszeit zur nächsten bereits komplett vollzogen ist, dass sich etwas in der Natur getan hat. Oder – im ungünstigsten Fall – erinnert uns der Kalender daran, dass demnächst Ostern, Weihnachten oder ein anderes Fest, welches zu einer bestimmten Zeit gefeiert wird, vor der Tür steht.
Unsere Vorfahren waren da ganz anders – lebten sie schließlich sehr viel enger an die Natur angebunden. Dadurch bekamen sie relativ früh mit, wenn sich die Jahreszeit änderte beziehungsweise, wenn sich etwas in der Natur tat. Um diese Veränderungen und damit auch den stetigen Wandel, der in der Natur stattfindet, zu ehren, wurden verschiedene Feste gefeiert.
Die Jahreskreisfeste entwickelten sich aus einer zirkulären Zeitmessung
Vielleicht hast Du schon einmal von dem keltischen Jahreskreis mit den entsprechenden Jahreskreisfesten gehört? Lange in Vergessenheit geraten, werden diese mittlerweile wieder populär. Der Grund dafür ist ganz einfach: Diese Jahreskreisfeste orientieren sich ausschließlich am Stand von Sonne und Mond und damit an den natürlichen Zyklen der Natur und der Erde. Und das spricht viele Menschen an, weil wir uns insgeheim alle danach sehnen, wieder mehr in Kontakt mit der Natur zu kommen.
Die Kelten, oft als ein sehr weises Volk beschrieben, nahmen als eines der ersten Völker eine Art Zeitmessung vor. Diese unterschied sich jedoch stark von unserer heutigen: Zum einen war ihre Vorstellung von Zeit zirkulär und nicht linear, wie unsere. Das bedeutet, die Kelten betrachteten das Jahr als auch Monat und Tag als Kreis – genau wie auch Sonne und Mond einen Kreislauf beschreiben. Deswegen die Bezeichnung Jahres„kreis“. Zum anderen teilten die Kelten das Jahr in erster Linie in acht Teile auf, auch wenn sich das Jahr für sie schon aus zwölf beziehungsweise in einigen Jahren sogar aus dreizehn Monaten zusammensetzte. Aus den Jahren mit den dreizehn Monaten stammen übrigens die Raunächte.
Von Mond- und Sonnenfesten
Das Jahr wurde also von den Kelten vornehmlich in acht Teile unterteilt. Da sie sich, wie alle frühen Völker, stark am Sonnenstand und an den Mondphasen orientierten, war es logisch, diese acht Teile entweder der Sonne oder dem Mond zuzuordnen. Deswegen entstanden vier Sonnenfeste und vier Mondfeste.
Weil die Sonne als Hauptgestirn des Himmels angesehen wurde, betrachteten die Kelten auch die Jahreskreisfeste, die dieser zugeordnet waren, als besonders wichtig. Diese sogenannten Sonnenfeste wurden deswegen auf einen bestimmten Tag im Jahr festgelegt, welcher sich am Sonnenstand ablesen ließ. Die Mondfeste hingegen waren vom Datum her nicht an einen bestimmten Tag gebunden, weil für die Begehung dieser noch die Mondphasen berücksichtigt wurden. Deswegen sind diese Jahreskreisfeste keinem bestimmten Datum, sondern stattdessen einer Zeitspanne zugeordnet.
Die Sonnenfeste
Die Sonnenfeste orientierten sich, wie der Name bereits andeutet, am Sonnenlauf und an der Helligkeit beziehungsweise Dunkelheit der Tage. Es handelt sich um diese Jahreskreisfeste:
- Wintersonnenwende, auch Yule genannt, am 21. Dezember: Der Tag mit der längsten Nacht und dem kürzesten Tag, an dem die Sonne nur einige wenige Stunden scheint beziehungsweise es nur einige wenige Stunden lang hell ist
- Sommersonnenwende, auch Litha genannt, am 21. Juni: Der Tag mit der kürzesten Nacht und dem längsten Tag, an dem die Sonne ihre stärkste Kraft hat
- Frühjahrstagundnachtgleiche, auch Ostara genannt, am 21. März: Die Länge von Helligkeit und Dunkelheit, also von Tag und Nacht, ist an diesem Tag genau gleich
- Herbsttagundnachtgleiche, auch Mabon genannt, am 21. September: Auch hier gibt es wieder das Gleichgewicht von Helligkeit und Dunkelheit und von Tag und Nacht, was bedeutet, dass Helligkeit und Dunkelheit an diesem Tag gleich lang sind
Die Mondfeste
Diese Feste liegen fast genau in der Mitte zwischen den vier großen Sonnenfesten. Außerdem wurden sie an eine bestimmte Mondphase geknüpft, weswegen das genaue Datum variieren konnte. Zu diesen Jahreskreisfesten gehören:
- Samhain um den 31. Oktober: Dieser Tag war der Jahresbeginn der Kelten und auch gleichzeitig der Beginn des Winterhalbjahres und der dunklen Zeit; das Fest fand dazu meist an einem Neumond statt, um das neue, heranbrechende Jahr noch stärker zu ehren
- Imbolc um den 2. Februar: Zu dieser Zeit kann man bereits spürbar die Wiederkehr des Lichts bemerken, weswegen dieses Fest auch an den zunehmenden Mond geknüpft wurde
- Beltane um den 1. Mai: Dieser Tag markierte bei den Kelten den Beginn des Sommerhalbjahres und der hellen Zeit, weswegen das Fest immer auf einen Vollmond fiel
- Lugnasad um den 1. August: Auch wenn es noch warm ist und die Sonne lange scheint, ist es trotzdem bereits zu bemerken, dass die Tage wieder kürzer werden und die Dunkelheit zurückkehrt; deswegen wird dieses Fest mit einem abnehmenden Mond verknüpft
Was die Jahreskreisfeste mit den heutzutage gängigen Festen und Feiertagen zu tun haben
Hast Du etwas gemerkt? Wenn nein, schau Dir nochmal genau die Datumsangaben dieser Feste an.
Ja, ganz genau: Diese stimmen ungefähr mit unseren heutigen christlichen Festen überein, wie folgt:
- die Wintersonnenwende (Yule) am 21. Dezember entspricht unserem Weihnachtsfest
- die Sommersonnenwende (Litha) am 21. Juni entspricht dem Johannitag, der dem heiligen Johannes gewidmet ist
- die Frühjahrstagundnachtgleiche (Ostara) am 21. März entspricht Ostern
- die Herbsttagundnachtgleiche (Mabon) am 21. September entspricht unseren Erntedankfesten
- Samhain, um den 31. Oktober, entspricht Allerheiligen
- Imbolc, um den 2. Februar, entspricht Mariä Lichtmess
- Beltane, um den 1. Mai, entspricht dem ersten Mai mit den Maifeiern
- Lugnasad, um den 1. August, entspricht den Kräuterweihefesten
Diese Übereinstimmungen sind natürlich kein Zufall, sondern haben etwas mit dem Übergang vom Heidentum zum Christentum zu tun. Bekanntermaßen fällt es ja den meisten Menschen schwer, mit Veränderungen umzugehen. Und das Christentum bot reichlich Veränderungen, wobei ich hier jetzt nicht darüber zu diskutieren gedenke, ob diese nun gut oder doch eher schlecht waren. Da kann sich jede*r seine*ihre eigene Meinung bilden – ich habe meine jedenfalls. Was mir an dieser Stelle jedoch wichtig ist, ist die Tatsache, dass die ehemalige heidnische Bevölkerung zu damaliger Zeit eher vom Christentum überzeugt werden konnte, indem man einige wesentliche und wichtige Sachen nur gering veränderte. Und das waren halt die Zeiten der ehemaligen Jahreskreisfeste.
Durch das Feiern der Jahreskreisfeste zurück zur Natur finden
Mittlerweile haben sich wieder viele Menschen auf ihr Erbe besonnen und begehen und feiern diese ehemaligen Jahreskreisfeste – meist im „neuen Gewand“ und nicht den Überlieferungen aus alter Zeit folgend. Was jedoch meiner Meinung nach völlig in Ordnung ist. Schließlich haben sich die Zeiten gewandelt und mit ihr die Sichtweisen, Werte und das, was uns wichtig ist.
Bei der Begehung der Jahreskreisfeste kommt es auch nicht darauf an, etwas so zu machen, wie unsere Vorfahren – auch bei diesen wurden die Feste unterschiedlich gefeiert, je nach Stamm, manchmal sogar je nach Dorfgemeinschaft. Außerdem kannst Du Dich auch frei entscheiden, ob Du nun bei diesen Festen eher zu Deinen Wurzeln zurückkehren möchtest oder lieber bei den gängigen christlichen Feier- und Gedenktagen bleibst. Mir kommt es darauf an, dass Du Dich jetzt nicht nur auf das eigentliche Fest konzentrierst, sondern – wie unsere Vorfahren auch – die jeweiligen Veränderungen in der Natur siehst und dadurch merkst, dass eine neue Jahreszeit angebrochen ist. Wenn Dir das gelingt, findest Du ganz automatisch wieder einen stärkeren Zugang zur Natur mit ihren Wundern und ihrer Schönheit und kannst außerdem die Natur als Kraftquelle wieder neu entdecken.
Deswegen darfst Du Dich darauf freuen, dass ich Dich mit den nächsten Naturimpulsen an diese wichtigen Zeiten im Jahr erinnern werde.
Ich wünsche Dir entspannte Jahreskreisfeste,
Heidemarie