Am ersten August beziehungsweise um die Zeit des Hochsommers herum, feierten unsere Vorfahren das Jahreskreisfest Lugnasad, welches heutzutage auch häufig Lammas genannt wird.

Die erste Ernte wird eingefahren

Doch warum ausgerechnet zu dieser Zeit? Ganz einfach: Die ersten Ernteschätze konnten eingefahren werden. Und das war in der Tat eine Zeit zu feiern. Denn die Wochen und Monate vorher waren entscheidend dafür, wie leer oder voll die Vorratsspeicher werden würden und wie gut oder schlecht der Clan oder Stammesverband auf den entbehrungsreichen Winter vorbereitet war. Hatten sich die Menschen also in den vergangenen Wochen und Monaten gut um die gesäten, gesetzten, gepflanzten und angebauten Pflanzen gekümmert, konnte nun eine reichhaltige Ernte eingefahren werden. Und das Überleben im Winter war gesichert.

Heutzutage ist es nicht mehr so entscheidend, was die Ernte aus Garten, Wald und Feld einbringt. In den Supermärkten ist ja alles erhältlich, was unser Herz und Magen begehrt. Doch ist das wirklich so gut? Schließlich ist vieles im Überfluss vorhanden – und das ließ und lässt uns verschwenderisch werden. Auch Obst- und Gemüsesorten, die gar nicht hier wachsen beziehungsweise für die noch nicht die rechte Zeit ist, können problemlos zu jeder Zeit in jedem Supermarkt gekauft werden.

Daher sind sich viele Menschen auch der Bedeutung von regionalen und saisonalen Nahrungsmitteln nicht mehr bewusst. Deswegen sind die Jahreskreisfeste wie ich finde, ein guter Ausgangspunkt, um zum einen wieder einen besseren Bezug zu der uns umgebenden Fülle an heimischen Erzeugnissen zu bekommen und zum anderen, die Natur als Kraftquelle wiederzuentdecken und unseren Zugang zur Natur wiederzufinden.

Warum ich das Gärtnern liebe – und man das auch ohne Garten machen kann

Darüber hinaus ist Gärtnern einfach ein tolles Hobby; und ja, ich gebe es zu: Auch ich bin eine bekennende Gärtnerin, die es liebt, in der Erde zu buddeln, Pflanzen zu betüdeln, zu säen und natürlich nach einiger Zeit auch zu ernten. Das ist auch besonders erhebend, sieht man doch dabei die sprichwörtlichen Früchte seiner Arbeit.

Außerdem ist Gärtnern alles andere als Arbeit – zumindest für mich: Es ersetzt beziehungsweise ergänzt das Fitnessstudio, fördert die Freisetzung von Glückshormonen, puscht das Immunsystem und entspannt. Auch wenn letzteres im ersten Augenblick unlogisch klingt; schließlich kann Gartenarbeit ganz schön anstrengend sein. Doch gerade das macht Entspannung ja aus! Wer regelmäßig ins Fitnessstudio geht, kennt das: Ordentlich am Laufband ausgepowert, setzt die Entspannung ein. Der Grund liegt darin, dass unser im Alltag meist stark geforderter Geist abschalten und sich somit erholen und regenerieren kann, während stattdessen der Körper gefordert ist.

Doch was tun, wenn man nun mal keinen Garten hat und sich auch keinen Schrebergarten leisten kann oder möchte? Gar kein Problem. Auch auf Balkon oder Terrasse lässt sich prima gärtnern: Hier Tomaten und Paprika in Töpfen, dort etwas Gemüse in Hochbeeten oder Pflanzsäcken und in Balkonkästen oder Pflanzschalen verschiedene Kräuter. Letzteres ist übrigens auch im Haus möglich, wenn weder Balkon noch Terrasse zur Wohnung gehören.

Du siehst: Es ist ganz einfach am Jahreskreisfest Lugnasad Deine ganz persönliche Ernte einzufahren!

Warum wird das Jahreskreisfest Lugnasad auch als Fest des ersten Brotes bzeichnet?

Apopos Ernte: Gerade, weil die ersten Ernten eingefahren werden, wird der Monat August auch gerne als Schnittermonat bezeichnet. Wobei das Wort „Schnitter“ nichts mit dem Gevatter Tod zu tun hat. Vielmehr kommt es vom Korn-Schnitt, weil im August auch das Getreide geerntet beziehungsweise in diesem Fall geschnitten wird.

Deswegen wird Lugnasad auch gerne das Fest des ersten Brotes genannt. Denn woraus wird Brot gemacht? Richtig: aus Getreide! Und dieses wird nun mal zu dieser Zeit geerntet.

Natürlich kannst du jetzt nicht das erstbeste Feld stürmen und Dir dort das benötigte Getreide schneiden, welches Du zum Brot backen brauchst. Der betreffende Bauer dürfte etwas dagegen haben. Allerdings gibt es genug Bio-Märkte, wo Du gutes Mehl oder Getreide bekommen und Dir daraus die köstlichsten Brotrezepte zaubern kannst.

Vor allem zu dieser Jahreszeit liebe ich das Rosmarin-Foccacia (natürlich mit eigenem Rosmarin, welcher bei mir auf der Terrasse wächst):

Zutaten:

1 kg Mehl
2 Päckchen Trockenhefe
1 ½ EL Salz
Rosmarin nach Geschmack (frisches und getrocknetes Kraut und gemahlener Rosmarin)
Olivenöl
Wasser

Trockene Zutaten vermischen und mit so viel lauwarmen Wasser vermengen bis ein glatter Teig entsteht.

Teig für ca. ½ – ¾ Stunde gehen lassen, dann noch mal durchkneten und auf ein Backblech verteilen. Mit den Fingern Löcher in den Teig stechen, Olivenöl großzügig über den Teig verteilen und anschließend mit Salz und Rosmarin bestreuen.

Bei ca. 200°C für eine halbe Stunde backen.

Alternativ habe ich noch jeweils ein sehr leckeres Rezept für ein Tomatenbrot und ein Knoblauchbrot auf dem Portal Chefkoch gefunden.

Trotz kürzeren Tagen Sonne und Fülle tanken

Feldfrüchte sind jedoch nicht das Einzige, was am Jahreskreisfest Lugnasad geschnitten wird. Auch die Kraft der Sonne wird ge- beziehungsweise beschnitten. Stand diese beim Jahreskreisfest Litha, am 21. Juni, noch am höchsten Punkt des Himmels und bescherte uns somit den längsten Tag und die kürzeste Nacht des Jahres, wurden die Tage ab dann wieder kürzer. Zuerst langsam und schleichend, bis wir jetzt im August es richtig bemerken können, dass es abends wieder früher dunkel wird.

Nichtsdestotrotz ist das Jahreskreisfest Lugnasad eine Zeit, um sowohl die Sonne als auch die Früchte des Sommers und die Fülle, die dieser mit sich bringt, zu genießen. Versuche deswegen, Dich jeden Tag draußen in der Natur aufzuhalten. Geh beispielsweise im Park spazieren, mache an den Wochenenden kleine Wanderungen oder fahr für ein verlängertes Wochenende ans Meer oder an einen schönen Ort, an dem du ordentlich Natur tanken kannst. Vielleicht helfen Dir dabei meine 10 schönsten Naturreiseziele in Deutschland. Lass Dich einfach inspirieren.

Vom Ernten und Binden

Was außerdem im August (und bis in den September hinein) geerntet wird, ist Hopfen. Und dieses wird bekanntermaßen zum Bierbrauen gebraucht. Doch nicht nur. Durch die in ihm enthaltenen Bitterstoffe, hat Hopfen appetitanregende und verdauungsfördernde Wirkungen und kann deswegen gut als Tee bzw. in einer Teemischung Verwendung finden.

Wusstest Du außerdem, dass Hopfen auch antibakterielle Eigenschaften hat? Das ist ein weiterer Grund, warum er neben Bier vielen Getränken beigemischt wird: Dadurch sind diese Getränke haltbarer und lassen sich auch länger lagern.

Früher wurde jedoch nicht nur geerntet, sondern vielerorts auch gebunden. Und zwar in Form der sogenannten Kräuterbuschen. Dabei handelte es sich um einen Strauß bestimmter Heilpflanzen, häufig neun, die als Schutz vor dem Bösen unter dem Dachboden aufgehangen wurden. In der Mitte dieses Buschen thronte immer die Königskerze, darum herum waren für den „Neunerlei“, wie der Buschen von neun Heilpflanzen auch genannt wurde, folgenden Heilkräuter mit dabei: Johanniskraut, Tausendgüldenkraut, Scharfgarbe, Kamille, Wermut, Baldrian, Pfefferminze und Arnika.

Auch heutzutage wird vor allem in katholischen Gegenden so ein Buschen gebunden, allerdings in Form des Würzbüschels, der zur Kräuterweihe an Mariä Himmelfahrt mit in die Kirche genommen und dort geweiht wird.

An Mariä Himmelfahrt beginnen übrigens auch die sogenannten Frauendreißiger. Dabei handelt es sich um dreißig Tage in denen noch heilkräftige Kräuter über der Erde geerntet werden können. Anschließend beginnt die Wurzelzeit, in der die Wurzeln von bestimmten Heilkräutern gegraben und gestochen werden.

Wenn Du eine begnadete Kräuter- beziehungsweise Blumenbinderin sein solltest, kannst Du natürlich auch zum Jahreskreisfest Lugnasad Dir so ein Buschen binden und auf Deinen Tisch stellen. Oder Du gestaltest Dir einen kleinen Altar, der beispielsweise so aussehen kann:

Beispiel, wie ein Altar für das Jahreskreisfest Lugnasad aussehen kann

Und nun wünsche ich Dir ganz viele entspannte Natur-Momente am und mit dem Jahreskreisfest Lugnasad,
Heidemarie