Die wohl bekannteste Heilpflanze ist der Lavendel und das nicht nur heutzutage. Selbst im frühen Altertum wussten die Menschen dieses Kraut bereits zu nutzen!
Badezusatz und Seuchenschutz – Tausendsassa Lavendel
Lavendel wurde bereits im Altertum benutzt – meistens als Badezusatz. Es ist überliefert, dass Julius Cäsar nach einem anstrengenden Tag im Senat die entspannende Wirkung eines Lavendelbades schätzte. Sowieso war ein Tag ohne ein Bad bei den Römern unvorstellbar. Daher soll sich auch der Name des Lavendels vom lateinischen lavare (waschen) ableiten. Denn die Römer badeten nicht nur in Lavendelwasser, sondern wuschen sogar ihre Kleidung damit.
Nachdem Benediktinermönche das Heilkraut über die Alpen gebracht haben, trat die Pflanze auch in Mitteleuropa ihren Siegeszug an. Gelobt wurde vor allem ihr aromatischer Duft. Doch wurden schnell auch viele weitere Wirkungen bekannt. Hildegard von Bingen nannte die Pflanze beispielsweise Muttergottespflanze und empfahl diese unter anderem zur Vertreibung unkeuscher Gelüste.
Paracelsus nutzte das Kraut sowohl als Nervenmittel als auch als Seuchenschutz. Letzteres nachdem bekannt wurde, dass Lavendelpflücker nach Ausbruch einer ersten Tuberkulosewelle von dieser Krankheit verschont blieben. Im 16. und 17. Jahrhundert pries man Lavendel außerdem als wirkungsvollen Schutz gegen Pest und Cholera. Aus dieser Zeit stammt auch der „Essig der vier Diebe“. Dabei handelte es sich um einen Essig, der unter anderem (neben drei anderen Heilpflanzen) Lavendel enthielt und Räuber vor diesen ansteckenden Krankheiten bewahrte, wenn sie in Häuser von Pestopfern einbrachen und diese ausraubten.
Nichts geht über einen betörenden Duft
Auch wenn die vielfältigen Heilwirkungen des Lavendels bereits früh bekannt waren, wurde das Kraut dennoch hauptsächlich aufgrund seines Duftes gewonnen – von der im 16. Jahrhundert aufstrebenden Parfümindustrie. Selbst heutzutage ist das ätherische Lavendelöl noch Bestandteil vieler Parfüms, allen voran des Kölnisch Wassers, welches zu Beginn des 18. Jahrhunderts entwickelt wurde. Es wird erzählt, dass der größte Fan dieses Duftes Napoleon Bonaparte war, der es angeblich gleich kistenweise bestellte.
Von den vielen Lavendelsorten, die es gibt, wird zur Gewinnung des ätherischen Öls meistens der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia oder Lavandula officinalis) verwendet. Früher dagegen wurden sämtliche Lavendelarten gemeinsam zur Gewinnung des Duftstoffes genutzt, bis man im Echten Lavendel die duftintensivste Art erkannte und sie deswegen, vor allem in der Hoch-Provence, zu kultivieren begann.
Mittlerweile wird der Echte Lavendel jedoch vom Hybrid-Lavendel (Lavandula ×intermedia) verdrängt der eine natürliche Kreuzung zwischen Echtem Lavendel und Speik-Lavendel (Lavandula latifolia) ist. Der Duft dieser Pflanze ist schwächer als der vom Echten Lavendel, weswegen sie als Basis für preiswertere Öle und andere Nutzungsformen dient. Und daher auch mehr und mehr angebaut wird.
Mit Lavendel zu einem besseren Schlaf
Allerdings kann die Pflanze noch viel mehr als Duft, auch wenn die ätherischen Öle durchaus vielfältige Anwendungsmöglichkeiten bieten. Beispielsweise werden Inhalationen mit Lavendelöl gerne bei Unruhe und Schlafstörungen eingesetzt. Bei Letzteren kann auch ein (selbstgemachtes) Lavendelkissen eingesetzt werden
So ein Lavendelkissen braucht nicht zwangsläufig die Größe eines Kopfkissens haben. Selbst faustgroß hat solch ein Kissen enorme positive Auswirkungen auf Deinen Schlaf. Und das Beste: Du kannst es selber herstellen, auch wenn Du keine geübte Näherin bist. Nimm Dir dazu verschiedene Stoffreste und nähe zunächst drei Seiten zusammen. Dann füllst Du getrocknete Lavendelblüten hinein und gerne auch noch getrocknetes Johanniskrautkraut und Melissenblätter (ebenfalls getrocknet). Anschließend die vierte Kissenseite zunähen.
In der Nacht neben dem Kopfkissen oder auch auf dem Nachttisch platziert, verhilft dieses „Kisschen“ durch seinen zitronig-blumigen Duft zu einem besseren Schlaf.
Wirkung außen und innen
Die Förderung des Schlafes ist aber noch längst nicht alles, was der Lavendel so drauf hat: In wissenschaftlichen Studien wurden zudem angstlösende und antidepressive Eigenschaften nachgewiesen, weswegen auch Angststörungen und milde Depressionen mit Lavendelöl – welche bei diesen Indikationen meist in einem Diffusor zur Anwendung kommen – behandelt werden können.
Das ganze Kraut beziehungsweise alternativ das ätherische Öl wird weiterhin gerne als Badezusatz verwendet, jedoch mit einem therapeutischen Hintergrund: Vor allem bei Menschen mit hohem Blutdruck wirkt diese Methode Wunder, wobei hier nicht unwesentlich die beruhigende Wirkung mit reinspielen dürfte. Auch bei schlecht heilenden Wunden werden vor allem in der Volksmedizin Lavendelbäder empfohlen.
Generell wird das ätherische Öl des Lavendels zur Wundbehandlung eingesetzt. Bei Verbrühungen und Verbrennungen (unter anderem auch Sonnenbrand) ist es neben Johanniskrautöl das Mittel der Wahl. Da es ungemein hautfreundlich ist, kann es direkt und unverdünnt auf die Haut aufgetragen werden.
Wissenschaftliche Studien konnten außerdem eine antimykotische und eine antimikrobielle Wirkung des Lavendelöls nachweisen. Deswegen wird es unter anderen bei Akne, Grindflechte (die entweder durch Strepto- oder Staphylokokken ausgelöst wird) und Pilzinfektionen von Haut und Nägeln eingesetzt.
Als Tee kommt die Pflanze vor allem bei funktionellen Oberbauchbeschwerden, wie dem Reizmagen- oder dem Reizdarm-Syndrom, zum Einsatz und außerdem bei Blähungen oder Durchfall. Außerdem existiert noch ein Lavendelspiritus, der im Apotheken erworben werden kann, und zur Einreibung bei Neuralgien verwendet wird.
Auch in der Küche hat der Lavendel seinen Platz
Der Lavendel gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae), die an den äußerst charakteristischen, lippenförmigen Blüten erkennbar sind. Den Pflanzen in dieser Familie ist gemein, dass sie einen hohen Anteil an ätherischen Ölen haben, weswegen sie alle stark duften.
Lavendel gehört zu der Familie der Lippenblütler, die an ihren charakteristischen (lippenförmigen) Blüten erkannt werden können.
Wenn man von den Wirkungen der Lavendelblüten spricht, meint man eigentlich die Kelche.
Die Blütezeit des Lavendels ist von Juni bis August, manchmal auch bis in den Oktober hinein. Was natürlich gut für alle Kräuterfrauen ist, die dann viel Zeit haben, um sich mit diesem beliebten Kraut einzudecken.
Neben seinen vielen medizinischen Wirkungen ist Lavendel auch als Küchenkraut sehr beliebt. Meist kennt man ihn als Teil der bekannten Mischung „Kräuter der Provence“, die Du Dir übrigens auch ganz leicht selbst zusammenstellen kannst. Diese Zutaten, die Du einfach nur zu mischen und in ein dekoratives Gefäß zu geben brauchst, benötigst Du:
15 g getrocknete Thymianblätter
15 g getrocknete Oreganoblätter
15 g getrocknete Rosmarinnadeln
15 g getrocknetes Basilikum
5 g getrocknete Lavendelblüten
5 g getrocknetes Bohnenkraut
5 g Fenchelsamen
Mit fast den gleichen Kräutern kannst Du Dir auch ein provinzialisches Würzöl herstellen, wobei Du entweder getrocknete oder frische Kräuter verwenden kannst:
10 g Thymianblätter
10 g Oreganoblätter
10 g Rosmarinnadeln
10 g Basilikum
10 g Majoranblätter
10 g Lavendelblüten
10 g Fenchelsamen
10 g Bohnenkraut
5 g frisch abgeschälte Zitronenschale
Die Kräuter werden alle zusammen in einem Liter gutem Öl eingelegt und für 14 Tage im Warmen und Hellen (jedoch nicht direkt in der Sonne) stehen gelassen. Anschließend abseihen und das Öl in ein dekoratives, möglichst dunkles Gefäß füllen und kühl lagern (jedoch nicht im Kühlschrank).
Lavendel fürs Leckermäulchen
Neben seinem vielfältigen Einsatz als Gewürz kann Lavendel außerdem sehr gut für süße Gerichte verwendet werden, wie beispielsweise für ein Lavendelsorbet. Und so geht’s:
Du löst 125 g Zucker in 450 ml Wasser auf und bringst es zum Kochen. Fünf Minuten sprudelnd kochen lassen und dann zehn blühende Rispen Lavendelkraut hineingeben. Noch eine Minute sprudelnd kochen lassen, dann Herd ausschalten und Wasser-Lavendel-Gemisch erkalten lassen (den Lavendel dabei noch im Wasser belassen).
Wenn das Wasser abgekühlt ist, die Lavendelrispen herausholen und Schale und Saft von einer Zitrone dazugeben. Umrühren und für drei bis vier Stunden in den Gefrierschrank stellen. Ab und zu umrühren.
Kurz vor dem Ablauf dieser Zeit Eiweiß von einem Ei steifschlagen, unter die leicht gefrorene Masse heben und alles zusammen cremig rühren. Erneut in den Gefrierschrank geben.
Vor dem Servieren leicht antauen lassen, um das Sorbet besser proportionieren zu können.
Achtung: Beim Kochen mit diesem Kraut ist generell Vorsicht bei der Dosierung geboten. Nimmst Du zu viel, dominiert der Lavendel meist das ganze Gericht, was zudem auch zu einem leicht seifigen Geschmack führt!
Als Bienenweide im Garten
Auch wenn Lavendel ursprünglich ein Gewächs des Südens ist, kann es problemlos in Deinem Garten angepflanzt werden. Am besten setzt Du ihn an einen sonnigen Standort, der einen lockeren Boden mit gutem Wasserabzug aufweist. Denn was der Lavendel überhaupt nicht mag ist Staunässe! Deswegen macht sich die Pflanze beispielsweise auch auf Trockenmauern sehr gut.
Außerdem leistet Du mit der Pflanze einen wichtigen Beitrag zum Tierschutz und zum Schutz der Biodiversität. Denn der Nektar des Lavendels ist bei vielen Insekten sehr beliebt. Deswegen wird er auch als Bienenweide gepriesen. Neben Bienen suchen zudem auch Schmetterlinge, wie Weißlinge (Pieris) und Edelfalter, wie der Kleine Fuchs (Aglais urticae), dieses Kraut auf, um ihren Nektardurst zu stillen.
Was dann auch wieder Dir zugutekommt: Setz Dich einfach entspannt hin und schau dem munteren Treiben am Lavendel zu. Das ist auch eine Art und Weise die Natur als Kraftquelle zu erfahren.
Damit wünsche ich Dir viel Spaß mit dem Lavendel und viele spannende und entspannende Natur-Momente,
Heidemarie